Montag, 13. März 2017
Comic Review - Luke Cage Hero for Hire Marvel Masterworks Vol. 1
kumbao, 10:22h

Luke Cage Hero for Hire Marvel Masterworks Vol. 1
Marvel und political correctness. Zwei Dinge, die wohl untrennbar miteinander verbunden zu sein scheinen. Und so ist es auch nicht verwunderlich, dass Marvel im Juni 1972, als Filme wie "Shaft" und "Sweet Sweetback's Baadasssss Song" das Kino eroberten, auch ein Stück vom ertragreichen Blaxploitation Kuchen abhaben wollten und mit Luke Cage nicht bloss einen weiteren schwarzen Superhelden in ihren Roster aufnahmen, sondern ihm sogar eine eigene Reihe spendierten. Eine kleine Sensation zu dieser Zeit. Cage selbst ist auch durch und durch als Blaxploitation Charakter zu erkennen. Unschuldig inhaftiert, voller Wut, aber trotzdem das Herz am rechten Fleck. Ironischerweise sind seine geistigen Väter allerdings nahezu ausschliesslich Weisse (ausser dem Zeichner Billy Graham [nein, nicht der Prediger]), was auch teilweise erklärt, warum Weisse in den Comics wesentlich grössere und nicht ausschliesslich negative Rollen spielen.
Plot
Wie der Titel schon suggeriert, handelt es sich bei "Luke Cage, Hero for Hire Marvel Masterworks Vol. 1" um eine 16 Hefte umfassende Compilation. Zu der Zeit (1972-1973) waren grosse, eng verknüpfte Plots, wie man sie beispielsweise aus hauseigenen Events wie "Civil War" oder "Infinity Gauntlet" kennt, eher unüblich. Stattdessen bekommt man auf den 337 Seiten eine Vielzahl unterhaltsamer Kurzgeschichten, in denen unser tobender Held im gelben Seidenhemd auf schräge und durchaus sozialkritische Gegenspieler trifft. Zwar gibt es auch eine roten Storyfaden, in Form von Cages Flucht aus dem Knast und dem daraus resultierenden Versuch, seine Identität geheim zu halte , sowie einige wiederkehrende Nebenfiguren. Aber im Grossen und Ganzen stehen hier in sich abgeschlossene Kurzgeschichten, die meist mit dem Tod des Antagonisten enden, im Vordergrund. So legt Cage sich unter anderem mit einer Truppe frustrierter Vietnamveteranen an, bekommt es mit einem Gespenst in eine stillgelegten Theater zu tun und trifft auf niemand geringeren als Dr. Doom.
Zeichnungen
Handwerklich ist Luke Cage durch und durch als Kind seiner Zeit zu erkennen. Die reduzierten Hintergründe, die limitierte Farbpalette, die teils merkwürdigen Proportionen. Trotz seiner Mängel haben viele Panels trotzdem eine unglaubliche Ästhetik. Einige könnte ich mir sogar ausgedruckt an meiner Wand vorstellen. Billy Graham und George Tuska sind hier für die Zeichnungen verantwortlich.
Fazit
Luke Cage ist ein durchweg unterhaltsames und umfangreiches Stück Comic. Jüngere Leser sollten aber vorgewarnt sein: das Teil ist 70er durch und durch. Das fängt bei den einfachen Zeichnungen an, zieht sich über die simplen Plots und geht bis zu der extrem simplen Dramaturgie und Psychologie. Weiter ist das ganze als ernsthafter Blaxploitationbeitrag eher unbrauchbar, da ausser dem Zeichner Billy Graham kein einziger Afroamerikaner an der Produktion beteiligt war. Wer allerdings darüber hinwegsehen kann, den erwarten 337 extrem unterhaltsame Seiten, voller skurriler Figuren, atemlosen Plots und coolen Sprüchen.
07/10 Punkte
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